Schritt 1: Befeuere deine Kreativität!

Das Material ist essenziell

Ganz am Anfang steht die Ideenfindung. Also ganz einfach: was willst du den Anwesenden sagen? Liegt dir irgendetwas ganz besonders am Herzen? Liegt zum Beispiel deiner Meinung nach irgendetwas Schönes schon lange in der Luft, ohne dass es jemand wirklich ausspricht? Oder falls es jemand ausspricht: kann man das nicht in noch schönere Worte fassen oder besser
ausdrücken, so dass die Kernbotschaft auch wirklich beim Publikum ankommt?
Egal was deine Kernbotschaft ist: Sie sollte definitiv persönlich und authentisch sein.
In den folgenden Kapitel wirst du erfahren, wie du deine Kreativität so richtig herauskitzeln kannst, u.a. mit freien und geführten Brainstormings, sogenannten Stegreifreden und auch anhand von konkreten Themenvorschlägen.
Danach sortieren wir die gesammelten Ideen und verwerfen sicher auch einiges davon wieder. Trotzdem werden wir am Ende dieses Kapitels den wertvollen Rohdiamanten gefunden haben, den wir brauchen um am Ende ein echtes Schmuckstück daraus zu schleifen.

Ideenfindung: Brainstorming ohne Hilfsmittel

Am Anfang steht meist ein leeres Blatt Papier. Allein dieser Anblick reicht bei vielen schon aus, um in eine Starre zu verfallen sich ein angeborenes Kreativitätsdefizit einzureden.
Es gibt aber ein paar einfache Tricks, um diese Ideenlosigkeit abzuschütteln. Diese Tricks sind im Prinzip nichts anderes als Raster, an denen man sich “kreativ entlanghangeln” kann.

Ganz am Anfang ist es jedoch trotzdem zunächst absolut ratsam, sich völlig frei von Vorschlägen, Textbausteinen,
Musterreden oder speziellen Methoden komplett seine eigenen Gedanken zu machen. Der Grund dafür ist, dass jeder Vorschlag, jede Methode und jede Technik deine Ideen in eine bestimmte Richtung lenken kann. Und das solltest du zumindest am Anfang erst einmal vermeiden.

Deshalb: Bevor ich dir die “geführten” Methoden zeige, startest du mit einem klassischen Brainstorming. Viele werden das Prinzip schon kennen. Es funktioniert so, dass du zunächst alles zu Papier bringst, was dir zum
Brautpaar oder zu deiner Partnerin/deinem Partner einfällt. Je nach deiner Rolle auf der Hochzeit. Es ist völlig egal, was das genau ist. Die Idee kann dir noch so lächerlich, unwichtig, belanglos oder unsinnig erscheinen. An dieser
Stelle wird noch absolut nichts bewertet. Es gibt hier keine schlechten oder überflüssigen Ideen. Schreib alles auf und hör erst auf, wenn dir über eine längere Zeit wirklich nichts mehr einfällt.
In diesem Schritt geht es nur um die reine “Rohmaterial-Gewinnung”. Wir sortieren die Ideen erst später. Im Idealfall hast du jetzt schon die erste kleine Grundlage für deine Rede gelegt.

Und jetzt: Brainstorming MIT Hilfsmitteln

Ich würde immer vorschlagen, ganz am Anfang ein klassisches, freies Brainstorming zu machen. Du schreibst einfach alles auf, was dir zu der Person oder zu der Hochzeit einfällt. So bist du in Gedanken noch völlig unbeeinflusst durch irgendwelche Vorschläge von außen. Solltest du hierbei an deine kreativen Grenzen stoßen, gibt es aber noch die folgenden Möglichkeiten, deine Vorstellungskraft etwas anzufeuern:

Charaktereigenschaft

Finde die wesentliche Charaktereigenschaft der Person, über die du sprichst.
Angenommen du bist in der Rolle des Trauzeugen und erzählst etwas über den Bräutigam. Denk mal nach. Ist er vielleicht immer gut gelaunt und hat jederzeit einen flotten Spruch auf den Lippen? Oder ist er besonders vertrauenswürdig?
Sobald du die Haupt-Charaktereigenschaft erkannt hast, überlege in welcher konkreten Situation diese Eigenschaft deutlich geworden ist. Welches Erlebnis kannst du zum Besten geben, das dieses Merkmal für das Publikum
“erlebbar” macht? Am Ende solltest du noch den Schwenk zur Hochzeit hinbekommen und die Rede ist inhaltlich so gut wie fertig.
Mit der Charaktereigenschaft hast du eine wunderbare Grundlage für eine Rede, da es meistens klar erkennbare Eigenschaften gibt, die auch das Publikum sofort bei der angesprochenen Person wiedererkennt. Dieser
Wiedererkennungsfaktor sorgt dafür, dass das Publikum sich mit den Aussagen gut identifizieren kann und deshalb aufmerksam bleibt. Die Gäste werden auch dadurch gut unterhalten, dass sie nun selbst intuitiv an Erlebnisse denken müssen, die deine Aussagen bestätigen.

ABC-Methode

Hierbei schreibst du die Buchstaben des Alphabets vertikal angeordnet untereinander. Dann versuchst du ganz spontan für jeden der Buchstaben auf ein Thema zu kommen, das das Brautpaar bzw. deine/n PartnerIn betrifft. Die
Anfangsbuchstaben geben dir immer wieder einen kleinen Denkanstoß. Es könnte also ungefähr so aussehen:
A Angeln,…
B Badeurlaub auf Mallorca,…
C

Die Timeline

Hierbei zeichnest du gedanklich die Vergangenheit nach:
• Womit ging eigentlich alles los?
• Wo und wie hat sich das Brautpaar kennengelernt?
• Was ist in den ersten Jahren passiert?
• Welche Meilensteine hat es in der Beziehung gegeben?
• Welche Schwierigkeiten galt es zu meistern?
• Weshalb dürfen wir heute letztlich diese schöne Hochzeit feiern?
Schildere dabei auch gerne deine ganz persönliche Perspektive auf die Ereignisse. Du kannst dich hierbei auch inspirieren lassen, indem du dich mit anderen Personen unterhältst, die das Brautpaar oder die jeweilige Person gut
kennen. Vielleicht bekommst du auch die ein oder andere spannende Geschichte mit, die du dann für deine Rede au􀀿ereiten kannst. Auch Fotoalben sind eine gute Quelle für diese Technik.

Ideen weiterentwickeln…

… mit der Steigreifrede

Eine wunderbare Möglichkeit, deiner Idee Leben einzuhauchen ist die sogenannte “Stegreifrede”. Das ist eine spontane Rede ohne viel Vorbereitungszeit. Tu zum Beispiel einfach so, als ob du einer guten Freundin in einer sehr entspannten Atmosphäre deine Rede probeweise vortragen würdest. Erzähl sie einfach locker vor dich hin und akzeptiereetwaige Fehler im Vortrag. Beim Erzählen kommst du leichter in einen kreativen Fluss, so dass dir spontan vielleicht witzigere Formulierungen einfallen oder dir noch inhaltliche Idee kommen. Beim Reden merkst du auch, ob die Rede “zu dir passt”, also ob die Worte authentisch klingen, wenn du sie vorträgst oder ob du sie noch etwas an deinen Stil personalisieren solltest.

… an der frischen Luft

Wenn du deine Rede mit Hilfe dieser Stegreifrede übst, ist es oft ein Vorteil, sich dabei draußen zu bewegen.
Such dir zum Beispiel einen ruhigen, etwas monotonen Waldweg, auf dem sonst kaum jemand anzutreffen ist und erzähle dir hier draußen selbst immer wieder deine Rede. Du hast hier draußen viel weniger Ablenkung als bei dir zuhause und kannst dich stärker auf deinen Redeinhalt und die Vortragsweise konzentrieren. Meistens macht es auch viel mehr Spaß.

… mit kreativen Pausen

Leg zwischendurch eine kreative Pause ein. Plane kreative Pausen in deinem Schaffensprozess fest ein, wenn du genug Zeit hast. Lass deine Ideen einfach etwas “reifen”, indem du dich zum Beispiel eine ganze Woche bewusst gar nicht um die Rede kümmerst. Meist wirst du zwischendurch unterbewusst doch noch an die Rede denken. Zum
Beispiel unter der Dusche oder beim Spazieren in lockerer Atmosphäre kommen oft die besten Ideen.

Brauchst du mehr Inspiration? Hier ein paar Themenvorschläge!

Neben den Themen, die spezifisch auf die Rollen zum Beispiel der Braut, des Bräutigams, der Eltern oder der Trauzeugen passen, gibt es auch einige Themen, die von fast allen Personen auf einer Hochzeit gewählt werden
können.

Die Hochzeit und der Weg dorthin

Dieses Thema ähnelt dem Vorgehen des Timeline-Brainstormings, nur dass du hier versuchst die “Story” des 
Paares an sich zum Besten zu geben. Es geht damit los, wie die beiden sich kennengelernt haben und wann sie offiziell ihre Beziehung verkündet haben. Dann kommen die großen Meilensteine der Beziehung, also zum Beispiel welche Hürden sie bis zum heutigen Tage gemeistert haben und was daran eventuell nicht ganz so selbstverständlich ist. Zum Schluss kannst du den Schwenk zur heutigen Hochzeitsfeier finden, die sozusagen der Höhepunkt der bisherigen Liebes- und Erlebnisgeschichte des Paares ist. Auch wenn du selbst Braut oder Bräutigam bist, kannst du
mit dieser Methode wunderbar eine Geschichte aus deiner Perspektive erzählen.

Das Kennenlernen

Hierbei konzentrierst du deine volle Aufmerksamkeit auf das Kennenlernen und beschreibst dieses lustig und detailreich. Gab es eventuell kuriose Zufälle, die zum Kennenlernen geführt haben oder hat jemand sogar trickreich die beiden miteinander verkuppelt? Was haben die beiden unabhängig voneinander ihren Freunden von den ersten Dates berichtet? Hier gibt es viele Möglichkeiten der humorvollen Erzählung.

Charakter, Hobbies und Beruf

Ein naheliegendes Themenfeld für alle Rollen auf der Hochzeit ist natürlich die Person selbst, über die du sprichst. Wer ist sie oder er überhaupt charakterlich gestrickt? Ist das Brautpaar charakterlich völlig gegensätzlich? Feuer und Wasser? Oder ticken beide sehr ähnlich?

Fokussiere dich auf das Wesentliche

Das Sprichwort “in der Kürze liegt die Würze” ist auch bei der Hochzeitsrede ganz passend. Denn: Die Aufmerksamkeit deiner Zuhörer ist begrenzt. Sie haben an dem Abend vermutlich schon die ein oder andere Rede gehört, wurden gerade vielleicht bei einem interessanten Gespräch mit dem Sitznachbarn unterbrochen und warten hungrig auf die Vorspeise. Überstrapaziere also nicht unnötig die Geduld des Publikums und fasse dich lieber etwas kürzer. Man wird es dir danken. Die Länge der Rede ist schon sehr individuell je nach dem wie du deinen Vortrag gestaltest. Als ganz grobe Daumenregel kann man jedoch sagen, dass eine gute Rede meistens nicht länger als fünf bis sieben Minuten dauern sollte. Es kann auch ruhig noch etwas weniger sein. Konzentriere dich einfach auf wenige Kernelemente in deiner Rede. Dann ist das auch machbar.
Vielleicht fragst du dich jetzt, wie du deine ganzen bisher gesammelten Ideen in so einer kurzen Zeitspanne unterbringen sollst? Die Antwort ist: gar nicht. Du wirst höchstwahrscheinlich einige deiner Ideen wieder streichen müssen. Auch wenn es natürlich schwerfällt, einige von den vermeintlich so guten Einfällen aus der geplanten Rede herauszustreichen: es ist unbedingt notwendig.
Im folgenden Video gebe ich dir ein paar Tipps, auf welche Inhalte du noch am ehesten verzichten kannst:

Der rote Faden

Idealerweise sollte deine Rede einen klaren Verlauf haben, dem die Zuhörer gut folgen können. Du willst es dem Publikum möglichst angenehm machen, dir zuzuhören. Sie sollen sich nicht konzentrieren müssen oder durch kuriose Themensprünge verwirrt werden. Hast du also den berühmten “roten Faden”, der sich durch deine Rede zieht oder verwirrst du deine Zuhörer durch eine unklare Struktur?

Beim Roten Faden handelt es sich normalerweise um eine Art Leitmotiv bzw. Einen Grundgedanken, der bei deiner Rede jederzeit erkennbar sein sollte. Der Grundgedanke könnte, wie ja schon angesprochen, der Kampf “Gut gegen Böse” sein, den der Brautvater mit einem Augenzwinkern zum Besten gibt. Es könnte aber auch eben die  Eroberung” der Angebeteten sein, die von vielen Schwierigkeiten und Hürden gekennzeichnet war. Die Zuhörer sollten jedenfalls ungefähr wissen, wo “die Reise hingeht”. Das macht es ihnen leichter, dir zu folgen. Unangestrengtes Zuhören ist extrem wichtig für das “Durchhaltevermögen” deiner Zuhörer und dass sie dir gerne zuhören.

Also überlege, was der Grundgedanke deiner Rede ist. Du solltest deinen Text daraufhin überprüfen, ob dieser Grundgedanke jederzeit erkennbar ist. Sollte das nicht der Fall sein, lass ablenkende Textteile weg oder füge erklärende hinzu.